Master

Master-Studiengang Kommunikation im Raum

Hochschule Mainz

Das 3-semestrige Vollzeitstudium Kommunikation im Raum M.A. richtet sich an Absolventen eines Bachelor- oder Diplomstudiums der Fachrichtungen Innenarchitektur, Architektur und Design, die ihre Kompetenzen themenspezifisch erweitern möchten. Kernthema der fachübergreifenden Entwurfs- und Realisierungsaufgaben ist eine experimentelle Auseinandersetzung mit dem architektonischen Raum als Kommunikationsmedium. In kleinen Semestern werden die Studierenden von unserem interdisziplinären Lehrteam optimal gefördert. Der Mastergrad berechtigt nach zweijähriger Berufspraxis zum Kammereintrag als Innenarchitekt/in. Bewirb dich jetzt!

Bachelor

Kommunikation im Raum – New Work

Semester

Sommersemester 2022

Betreut von

Tina Buß

Fotografie

Lea Brening

Studierende

Anna Schuler
Lisa Henke
Charlotte Niggemann
Caroline Kraft
Sofie Vieth
Laura Knoll
Nida Colak
Florian Nass
Leonie Ziegner
Sinisha Hapke
Felix Zaglauer
Mira Gerhart
Selina Yang

Betrachtungsfeld dieser Ausgabe des KiR Magazins 2022 ist der Begriff New Work, der im heutigen Gebrauch die Transformation der Arbeitswelt beschreibt. Durch Digitalisierung, Globalisierung und auch die fortschreitende technische Entwicklung sind neue Möglichkeiten in der Organisation und Ausführung von Arbeit möglich geworden. Auch die Anforderungen und Bedürfnisse der Arbeitnehmer*innen haben sich verändert und damit auch die Angebote und Strukturen in Unternehmen. Dieser strukturelle Wandel findet seinen Ausdruck nicht nur in neuen Organisationsstrukturen, unterschiedlichen Modellen zu Hierarchien oder flexiblen Arbeitszeitmodellen, sondern auch in der Gestaltung von Büroräumen, Möbeln und ganzen Arbeitsumgebungen, bis hin zur Architektur.

Viele Thesen, Behauptungen und Trends der heutigen Arbeitswelt werden mit New Work zusammengefasst. New Leadership, Corporate Social Responsibility (CSR), Work-Life-Blending, Coopetition, Remote Work, Workation, um nur einige der Begriffe zu nennen. Meist klingen sie gut, halten aber in der genaueren Betrachtung nicht immer allen Fragen stand oder zumindest stellen sie nicht immer für alle Seiten eine tatsächliche Verbesserung dar. Der Begriff New Work hat jedoch noch eine viel längere Geschichte mit einem viel tiefgreifenderen Ansatz, der sich im heutigen Gebrauch kaum noch darstellt.

Ein Pionier und Begründer der New Work Bewegung war Frithjof Harold Bergmann, ein österreichisch-US-amerikanischer Sozialphilosoph.
In seinen philosophischen Betrachtungen zur Arbeit geht es vor allem um die Handlungsfreiheit eines jeden Einzelnen und nicht um Gewinnmaximierung von Unternehmen durch motivierte High-Potential-Mitarbeiter. So beinhalten seine Überlegungen zur neuen Arbeit die Umstrukturierung der Arbeit für die ganze Gesellschaft und die Entfaltung eines jeden Einzelnen darin. Eine umfassende Idee von Freiheit, Entscheidungs- und Handlungsfreiheit.

nicht selbstverständlich ist, zu wissen wonach man strebt, womit man also wirklich die Zeit verbringen
Frithjof Bergmann

Dieser Satz liegt in der Annahme begründet, dass es nicht selbstverständlich ist, zu wissen wonach man strebt, womit man also wirklich die Zeit verbringen will die man hat. Ein Ziel seiner Ideen zur neuen Arbeit ist, den Menschen zu ermöglichen, herauszufinden, was sie wirklich tun wollen und dies dann auch möglich zu machen.

Einige seiner Gedanken und Theorien haben ihren Weg in aktuelle Debatten und Entwicklungen gefunden, werden verändert, adaptiert, diskutiert und gleichzeitig hat sich der Begriff von seinem Ursprung emanzipiert. Er/Der Begriff spiegelt heute eine sich stetig verändernde Arbeitswelt wider, die in relativ kurzen Abständen mit neuen Realitäten und Entwicklungen konfrontiert wird.
Wie viel Inszenierung steckt in den neuen Arbeitsumgebungen, die agil, flexibel und selbstbestimmt für mehr Work-Life-Balance sorgen sollen? Wie viele echte Chancen für alle Seiten liegen in diesem Wandel? Die Entwicklung des Potenzials des Einzelnen steht im Fokus, doch geht es letztendlich doch nur um die Erhöhung der Produktivität? Lassen sich die Interessen des Einzelnen und die Interessen der Arbeitgeberinnen mit einem positiven Effekt für beide Seiten verknüpfen? Und welche Rolle spielen Gestalterinnen unterschiedlicher Disziplinen in diesem Zusammenhang?

Schon Mitte der 60er Jahre gab es, mit dem von Herman Miller und später von Vitra produzierten Action Office von Robert Probst und George Nelson, erste Entwicklungen im Möbeldesign mit dem klaren Ziel den klassischen Büro Arbeitsalltag zu verbessern und den Arbeitsplatz mit mehr Bewegung, Flexibilität und Privatsphäre auszustatten. Es war eine großartige Vision aus beweglichen Tisch-, und Sitzmöbeln in unterschiedlichen Höhen, die zusammen mit im 120° Winkel aufgestellten Trennwänden immer wieder neue Konstellationen für den Arbeitsplatz ermöglichten. Es dauerte nicht lange, bis aus Propsts' Menschen- und Mitarbeiterfreundlicher Idee etwas ganz anderes geworden war: Die Cubicles. Schnell aufzustellende und ebenso schnell abbaubare Kabinen aus halbhohen Trennwänden, die nun massenhaft ihren Weg in die Großraumbüros fanden. Die im 90° Winkel aufgestellten Trennwände ermöglichten es auf gleicher Fläche deutlich mehr Mitarbeitende unterzubringen, schränkte jedoch die Bewegungsmöglichkeiten ein.

Architektur, Innenarchitektur und Design sind gestaltende Disziplinen, die den Veränderungen in der Arbeitswelt ein Gesicht geben. Räume haben Einfluss auf unser Verhalten. Sie kommunizieren und erzeugen über ihre funktionale Zwecke hinaus eine Wirkung auf uns. Sie können Menschen bewegen, sich anders zu verhalten. Den Raum bewusst dafür zu nutzen eine bestimmte Wirkung zu erzielen, das ist der Kern von Kommunikation im Raum. Das Bewusstsein über die Möglichkeiten, die wir als Gestalter*innen von Räumen haben, bringt eine hohe Verantwortung mit sich.

Verantwortung mit dem Raum und unseren Aufgaben bewusst und sorgfältig umzugehen, auch und vor allem im Hinblick auf den größeren Zusammenhang und Kontext in dem uns eine Aufgabe gestellt wird.
Es ist nicht einfach die Frage zu beantworten, nach was man wirklich strebt, was man wirklich will. Ein möglicher Anfang kann sein, die Dinge, die man tut, bewusst zu tun.

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